Die HSG Oberkochen/Königsbronn liefert gegen die TG Biberach eine miserable erste Halbzeit ab, in der sie im Angriff und in der Abwehr alle Tugenden vermissen ließ. Mit Ausnahme des bockstarken Niklas Engel, der insgesamt neun Mal einnetzte, hatte die HSG im ersten Durchgang wenig entgegenzusetzen und leistete sich unzählige Fehler. Insbesondere die Biberacher Fimpel und Hadzic bekamen die Blau-Gelben überhaupt nicht in den Griff, die beide am Ende jeweils 12 Tore erzielten. Nach einer tollen Aufholjagd wäre am Ende einer verrückten Partie sogar noch fast ein Punkt für die Hoga-Truppe herausgesprungen, doch letztendlich war die Hypothek aus der ersten Hälfte doch zu hoch und die HSG musste sich in heimscher Halle mit 36:39 Toren geschlagen geben.
Unterbrechung bringt HSG aus dem Konzept
Zu Beginn deutete sich noch nicht an, wie verrückt die Partie laufen würde. Es war das erwartet enge Spiel. Die TG kam immer wieder über ihren gefährlichen Halblinken Hadzic zu einfachen Toren aus dem Rückraum. Die HSG leistete sich zwar bereits am Anfang viele Unkonzentriertheiten, fand aber ebenfalls noch gute Lösungen gegen die Deckung der Oberschwaben. So ging es einträchtig im Gleichschritt bis zur zehnten Minute (5:5). Dann musste die Partie etwa zehn Minuten unterbrochen werden, da sich in der neuen Kocherhalle eine Verankerung des Tores gelöst hatte. Diese Unterbrechung schien der HSG überhaupt nicht gut getan zu haben, denn danach waren die Jungs komplett von der Rolle. Fimpel konnte nach Belieben gegen die Deckung der Blau-Gelben einnetzen und brachte seine TG erstmals mit drei Treffern in Front (8:11/18. Minute). Das HSG-Trainerduo reagierte mit einer Auszeit und Hoga stellte die Abwehr um. Aber Hadzic traf weiterhin mühelos gegen eine viel zu passive HSG-Deckung. Auch im Angriff mehrten sich nun die Fehler. Einzig Niklas Engel stemmte sich in dieser Phase gegen den Rückstand. Immer wieder war er mit wuchtigen Würfen aus dem Rückraum erfolgreich. Seine Mitspieler dagegen schossen aber weiter munter den Biberacher Torhüter warm. Nach dem zweiten vergebenen 7-Meter der Blau-Gelben, zogen die Gäste dann erstmals auf sechs Tore davon (10:16/ 27.). Mit diesem in der Höhe verdienten Rückstand ging es nach einem emotionslosen und blutleeren Auftritt dann auch in die Kabine (13:19).
Aufholjagd wird fast belohnt
Hoga schien in der Pause jedoch die richtigen Worte gefunden zu haben, denn in der zweiten Halbzeit präsentierte sich den etwa 300 Zuschauern in der gut gefüllten Kocherhalle eine ganz andere Mannschaft. Die HSG agierte nun mit einer Manndeckung gegen den gefährlichen Hadzic und brachte die Oberschwaben damit zunehmend in Bedrängnis, weshalb TG-Trainer Pancu direkt mit einer Auszeit auf die Manndeckung reagierte (16:21/34.). Im Angriff ging die HSG nun viel agiler und entschlossener zu Werke. Allerdings standen sich Eckardt & Co. bei der Aufholjagd weiterhin selbst im Weg. Auch der dritte und vierte 7-Meter-Strafwurf wurde vom Biberacher Torhüter pariert und dennoch konnte die HSG den Rückstand auf drei Tore verkürzen (19:22). Doch so richtig kam die HSG nicht ran, weil sie viel zu viele Fehler machte. Immer wenn sich Chancen zum Verkürzen boten, wurden diese fahrlässig liegengelassen oder kassierte die Truppe im Gegenzug unglückliche Gegentreffer (20:25/44.). Die HSG-Abwehr wurde in der Folge immer offensiver und tatsächlich konnten Dragicevic und Grohsler mit einem Doppelschlag den Rückstand, erstmals seit Mitte der ersten Halbzeit, wieder auf zwei Tore verkürzen (26:28/50.). Doch nur wenige Augenblicke sowie Fehler der HSG und Tore von Fimpel und Hadzic später, die einfach nicht in den Griff zu bekommen waren, war der alte Vorsprung der TG wiederhergestellt (27:32/53.) Hoga reagierte mit der letzten Auszeit und setzte mit letzter Hoffnung auf eine noch offensivere 3:3-Deckung. Die TG spielte jedoch weiter sehr souverän und geduldig Chancen heraus. Nach dem Treffer von Sandu zur Sechs-Tore-Führung kurz vor Ende schien die Partie dann bereits gelaufen (31:37/ 57.).
Offensive Deckung der HSG
Die HSG stellte daraufhin mit dem Mut der Verzweiflung auf eine Manndeckung um. Damit waren endgültig die verrückten Schlussminuten eingeläutet. Denn die Blau-Gelben brachten die Gäste mit der offenen Manndeckung völlig aus dem Konzept. Eckardt & Co. eroberten einen Ball nach dem anderen und kämpften sich leidenschaftlich Tor um Tor heran. Pharion stellte gut 60 Sekunden vor Schluss dann tatsächlich den nicht mehr für möglich gehaltenen Anschlusstreffer her und die Halle begann zu kochen (36:37; 59.). Doch im Gegenzug tankte sich wieder einmal Fimpel durch und erstickte mit seinem entscheidenden Treffer jäh die letzten Hoffnungen der HSG.
Die Hoga-Truppe hätte sich nach der tollen Aufholjagd zwar einen Punkt verdient gehabt, darf sich aber aufgrund der katastrophalen ersten Hälfte über die Niederlage nicht beschweren. Auch wenn die HSG damit wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt verloren hat, macht die zweite Hälfte Mut für nächste Woche. Dort gilt es in Hohenems die richtige Reaktion zu zeigen und von Beginn voll da zu sein, wenn man Punkte aus Österreich entführen möchte.
HSG Oberkochen/Königsbronn – TG Biberach: 36:39 (13:19)
HSG Oberkochen/Königsbronn: Fabian Gnatzig, David Stanke; Niklas Engel (9), Ivo Dragicevic (8), Elia Hafner (5/1), Timo Grohsler (4), Kevin Pharion (4), Patrick Richardon (2), Colin Schneider (2), Lukas Eckardt (1), Jakob Hug (1), Lars Huep, Tim Jäschke, Kai Lumpp
Zuschauer: 300
Schiedsrichter: Banzhaf (SG Ober-/Unterhausen) / König (TV 1895 Flein)